Ernährung als Weltbild: Wie Sonnenköstler leben

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Als Weltbild würden viele von uns ihre Ernährung wohl kaum bezeichnen. Doch bis in die heutige Zeit hinein befassen sich Menschen so intensiv mit dem Thema Essen und Trinken, dass daraus Ideologien entstehen. Ein Beispiel dafür ist die Sonnenkost.


In der heutigen Zeit ist es nicht immer einfach, sich komplett vegetarisch oder vegan zu ernähren. In Krisenzeiten locken Schokolade oder Gummibärchen und ist die Überzeugung auch so groß, an aufwändige Recherchen nach den Inhaltsstoffen und nervige Fragerei muss man sich einfach gewöhnen. Wie sieht es da erst aus, wenn die Ernährung in Zyklen strukturiert ist und eine Tabelle bestimmt, was auf den Teller darf?

Weltbild aus den USA

Schon 1882 wendete sich eine kleine Gruppe amerikanischer Mediziner der „Natural Hygiene“, auf deutsch „Natürliche Gesundheitslehre“, hin. Sie basiert auf der Annahme, dass eine konsequente Ernährung nach strikten Regeln die Gesundheit des Menschen stärker beeinflusst, als jedes Medikament. Der deutsche Offizier und Rohkostpionier Helmut Wandmaker brachte schließlich Mitte der 80er Jahre die Lehre der Sonnenkost nach Deutschland. Neben der Ernährungsform vertrat der Buchautor allerdings ein radikales Weltbild, das nur zwischen Anhängern und „Verdammten“ unterscheidet.

Ideologie verblasst, Grundregeln bleiben

Mit seiner Ideologie polarisierte Wandmaker meist, statt zu überzeugen. Kein Wunder, denn seine Ansicht erhob die Ernährung als Religion, die Anspruch auf Weltgeltung erhob, statt jedem selbst zu überlassen, was er essen möchte. Nach den Grundregeln leben manche Rohköstler jedoch bis heute. Dabei wird der Tag in drei Zeitabschnitte geteilt, die jeweils einen Teil des Körperzyklus abdecken:

Der Zyklus Nr.1 umfasst die Zeit von vier Uhr morgens bis 12 Uhr mittags. Hier ist der alleinige Verzehr von Obst und Obstsäften ein Muss. Dadurch soll eine ungehinderte Ausscheidung und damit der Erfolg der Sonnenkost gewährleistet werden.

Zyklus Nr. 2 verläuft von Mittag bis acht Uhr abends und beinhaltet die Nahrungsaufnahme. Sonnenköstler sollten hier beachten, dass das Essen möglichst leicht verdaulich ist, damit es vor Zyklus Nr. 3 den Körper verlassen hat.

Den Kreis schließt Zyklus Nr. 3, die Ausnutzungsphase, von acht bis vier Uhr morgens. Er dauert abhängig von der Verdaulichkeit des Essens zwischen drei und neun Stunden.

Sonnenkost: Lebendiges Obst mit der Kraft der Sonne

Eine Tabelle schreibt in der Lehre vor, welche kohlenhydrathaltigen, eiweißhaltigen und neutralen Lebensmittel gegessen werden dürfen und welche Nahrungsmittel tabu sind. Vollkornprodukte, Gemüse und bestimmte Süßungsmittel sind zum Beispiel erlaubt, Pfeffer und Essig sind es nicht. All diese Produkte „umschmeicheln“ jedoch nur die Sonnenkost im Zentrum. Damit sind alle Früchte gemeint, die unter Sonneneinstrahlung gereift sind und damit sowohl pflanzliche als auch esoterische Energie tanken konnten. Sie werden als „lebendig“ bezeichnet, denn sie enthalten die volle Energiedosis und wurden gepflückt, sodass die Pflanze weiterleben kann. Konservenfrüchte und gelagertes Obst gehören nicht zu der begehrten Kost.

Eine der größten Formen

Mit dem Ziel einer gesunden Ernährung im Einklang mit dem Körper konnte diese spezielle Rohkostrichtung bis heute überleben und zählt zu den größten speziellen Ernährungsformen neben der Urkost und Instinkto. Die strengen Zyklen lassen allerdings vermuten, dass ein knurrender Magen nach mehr verlangen könnte. Schließlich ist es das Ziel, dem Körper die Verdauung möglichst leicht zu machen. Tatsächlich war der Begründer Helmut Wandmaker ein Laktovegetarier und ließ im Laufe seines Lebens auch Fleisch in der Lehre zu. Ideal ist diese Ernährungsform für alle Veganer, die ihr Essverhalten noch spezieller ausleben wollen und dabei nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen ein „unbeschadetes Dasein“ ermöglichen wollen.

Wie jede „Glaubensform“ wirft auch diese viele Fragen auf. Mehr Informationen zu Sonnenkost findest du hier.

Bildquelle: Pixabay, paulbr75, 1600704

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